FAQs


An dieser Stelle beantworten wir Fragen, bevor Sie sie gestellt haben und werfen selbstkritische Blicke auf unseren Ansatz.

Warum vertreibt Kooperativen ohne Grenzen nur unverarbeitete Produkte? Ist das nicht ein Rückfall in die koloniale Vergangenheit, in der ebenfalls ausschliesslich Rohstoffe nach Europa gebracht wurden?

Ja und Nein.
Wir sind uns dessen bewusst, dass kein Weg daran vorbei führt, die Wertschöpfung vor Ort zu erhöhen. Deshalb sind wir bestrebt, in Zukunft sukzessive mehr verarbeitete Produkte aus Lateinamerika zu importieren, etwa Fruchtmark, Marmelade oder Schokolade. Momentan sind wir aber noch in der Aufbauphase unserer Kooperative in Deutschland und können noch nicht so, wie wir wollen.

Warum wir Rohkaffee und Rohkakao vertreiben? Das sind die Hauptprodukte, die die kleinbäuerlichen Betriebe der Kooperativen seit fast 100 Jahren überwiegend für ausländische Märkte anbauen. Über lange Zeit hat der Export für die bäuerlichen Betriebe auch für ein zweites Standbein gesorgt und vor allem der faire Handel war es, der die Familienökonomien stabilisiert hat. Derzeit klappt das aber überhaupt nicht mehr. Insgesamt haben wir die Rückmeldung unserer Mitglieder, dass die Bestellungen auch im Rohwarenbereich gerade bei kleinbäuerlichen Kooperativen zurückgehen. Wir vermuten, dass das folgenden Grund hat: Die großen Players, die großen Zwischenhändler und Aufkäufer etablieren bevorzugt Kontakte mit großen bis sehr großen Erzeugern, die deren Bestellvolumen auch befriedigen können. Außerdem legen Großbesteller nicht immer Wert auf sehr hochwertigen und damit auch hochpreisigen Kaffee mit allen Siegeln. In Zeiten der Kaffeeüberproduktion und historisch niedrigen Kaffeebörsenpreisen sind kleinbäuerliche Kooperativen, selbst die großen, unter Druck geraten, weil die marktbeherrschenden Händler sogenannte "Combos" bestellen. Combo bedeutet konkret: Die Zwischenhändler schreiben, "Wenn wir 2 Container bio- und fairgesiegelte Waren abnehmen, wollen wir 3 Container der gleichen Qualität zum Weltmarktpreis geliefert bekommen." Damit kann also immer wenig hochwertige Ware zum Fairhandelspreis abgesetzt werden. Eigentlich ein Skandal!

Kurz und knapp: Wir wollen unsere Mitgliedskooperativen beim Absatz ihrer Produkte mit einer neuen Zielgruppe zu unterstützen: kleine und mittlere Röstereien oder Chocolaterien, deren Absatzmengen zu klein sind, um direkt beim Produzenten zu bestellen.

Warum vertreiben wir keinen Röstkaffee aus Guatemala oder Peru? Es ist logistisch hochkompliziert, frisch gerösteten Gourmet-Kaffee bis max. 6 Wochen nach der Röstung im Container nach Deutschland zu bringen. Gerade bei qualitativ hochwertigem Spitzenkaffee ist die Röstung im Hinblick auf die Zielgruppe der Genießer*innen enorm wichtig - und die Gourmets bevorzugen in Deutschland eine frische Röstung. Derzeit ist es daher logistisch für uns nicht machbar, Röstkaffee innerhalb eines Zeitraums von 2-4 Wochen nach der Röstung von Peru oder Guatemala auf ökologisch vertretbarem Weg nach Deutschland zu transportieren. Auch verschiedene Kakaoprodukte, z.B. geröstete Kakaobohnen, würden geschmacklich darunter leiden, wenn sie nach der Verarbeitung erstmal 4 Wochen auf See verbringen müssten, bevor sie in den Handel kommen.

Warum reden wir uns in puncto Fairtrade-Zertifizierung heraus mit dem Satz „Alle Produkte sind im Herkunftsland Faitrade zertifiziert“?

Weil uns als Kooperativen ohne Grenzen Deutschland eine Fairtrade-Zertifizierung momentan schlichtweg zu teuer ist, obwohl alle Kooperativen in Lateinamerika außer der Bio- auch die Fairtrade-Zertifizierung besitzen. Die Kosten der Fairtrade-Zertifizierung fallen auf jedem Schritt der Handelskette an. Und obwohl wir eine Kooperative in Händen unserer Mitglieder sind, werden wir in Deutschland von Fairtrade als Händler kategorisiert. Im derzeitigen System von Fairtrade ist eine Direktvermarktung durch kleine Betriebe nicht vorgesehen. Und so fallen selbst für so kleine "Händler" wie uns Gebühren an, die 9 x so hoch sind wie die der Biozertifizierung.

Werden wir auch Produkte vertreiben, die nicht von unseren Mitgliedskooperativen produziert wurden?
Im Prinzip ja, sagt Radio Eriwan....

...aber noch sind wir nicht soweit, dass wir auch Produkte von anderen förderungswürdigen Kooperativen oder kleinbäuerlichen Kooperativen in Europa, Afrika oder Asien ins Programm nehmen können.Wann wir Olivenöl, Tomatenmark, Biopasta oder kandierte Orangen anbieten können, ist noch nicht klar, aber schon beim Gedanken daran läuft uns das Wasser im Mund zusammen.