Warum Direktvermarktung?

Unser Konzept
Seit mehr als 10 Jahren arbeiten wir als internationales Kooperativen-Netzwerk unter dem Dach von Cooperativas Sin Fronteras eng zusammen. Wir tauschen uns aus, was Anbautechniken, Verarbeitungsmethoden und die Vermarktung unserer Produkte betrifft. Gemeinsam beobachten und analysieren wir den Wind, der der bäuerlichen Landwirtschaft national wie international um die Nase weht und versuchen, effiziente und zukunftsweisende Strategien zu entwickeln.
Cooperativas Sin Fronteras (CSF), 2007 gegründet, hat derzeit 22 Mitgliedsorganisationen in 9 Ländern. Von unseren Mitgliedern sind 16 Kooperativen und Vereinigungen von Kleinbauern, der insgesamt über 15.000 Bauernfamilien angehören. Die restlichen 6 Organisationen im Netzwerk sind Vermarktungspartner oder Beratungsorganisationen. Gemeinsam produzieren, verarbeiten und vertreiben wir hochwertige Bio-Lebensmittel, die aus biologischem, biodynamischem oder agrarökologischem Anbau stammen. CSF International ist als gemeinnützige (non-profit) Organisation in Costa Rica registriert und unterhält in San José ein Koordinationsbüro (CSF-International).

Asamblea 2009
Bio und Fair aus Lateinamerika
In puncto Anbau und Vermarktung von Bioprodukten aus kleinbäuerlicher Produktion hat sich in den letzten Jahren in Lateinamerika viel getan. Die Anbauflächen des ökologischen Landbaus haben sich in den letzten Jahren von Argentinien im Süden bis Nicaragua, wo unser nördlichstes Mitglied beheimatet ist, (fast) überall ausgeweitet. Auch die lokale und regionale Nachfrage nach Bioprodukten steigt stetig. Von Porto Alegre über Lima bis San Jose haben neue Biomärkte und Bioläden geöffnet. De facto sind eine gesunde und ausgewogene Ernährung sowie eine umweltgerechte Landwirtschaft international zum Megatrend geworden.Der faire Handel funktioniert für den Teil unserer Produktion, den wir zu Fairhandelsbedingungen in Europa oder den USA vermarkten können – aber leider längst nicht für Alles. Der Fairhandelsmarkt steckt In unseren Ländern selbst noch in den Kinderschuhen.

Bio – immer größer und immer mehr
In den Anfangsjahren des Ökolandbaus stammten fast alle Agrarprodukte aus bäuerlicher Produktion, das heißt von kleinen Biohöfen, Erzeugergenossenschaften oder Bauernvereinigungen. Inzwischen bewegen sich immer mehr große und international agierende Firmen auf diesem Markt. Auch in Lateinamerika entstanden immer größere Produktionseinheiten im Bioanbau. Auf großen Plantagen, teilweise im Vertragsanbau, teilweise durch große internationale Firmen direkt betrieben, werden immer mehr Bio-Ananas, Bio-Bananen oder Bio-Avocados angebaut. Einerseits hat dies die Bioprodukte aus Übersee auch für Anna Normalverbraucherin erschwinglich gemacht, andererseits widerspricht die Existenz großer Plantagen in Monokultur dem Grundgedanken einer agroökologischen Landwirtschaft mit Diversifizierung und Mehrfelderwirtschaft.
Auch wenn die mit dem Öko-Siegel oder sogenannten nachhaltigen Siegeln ausgezeichneten Riesenplantagen mit etwas weniger Spritzmitteln und Düngern auskommen als Plantagen im konventionellen Landbau, so ist doch die soziale und ökologische Qualität der dort erzeugten Lebensmittel eine andere. Bei den auf den Farmen unserer Mitgliedskooperativen angebauten Produkten können Sie sicher sein, dass viele Hände und Köpfe der bäuerlichen Familienökonomie mit Engagement und Kreativität dabei mitgewirkt haben, diese hohe Qualität zu erhalten und gleichzeitig durch eine clevere Organisation und Logistik unsere bäuerlichen Produkte wettbewerbsfähig zu halten. Dieser Trend spiegelt sich auch im Fairen Handel.

Fairer Handel und der Trend zur Großplantage
Gegründet, um mit besseren bzw. „fairen“ Preisen die Lebensbedingungen der bäuerlichen Erzeuger und Erzeugerinnen in den Ländern des globalen Südens zu verbessern, ist auch im Fairen Handel zu beobachten, dass ein immer größerer Teil der gehandelten Waren nicht aus der bäuerlichen Landwirtschaft stammt, sondern von großen Plantagen. Diese werden von den großen Firmen oder Global Players des Nahrungsmittelsektors betrieben. Richtig ist, dass der Faire Handel in den letzten Jahren die Arbeitsbedingungen auf den großen Plantagen in den Fokus genommen hat. Gleichzeitig ist aber der Anteil der Nahrungsmittel aus bäuerlicher Produktion im fairen Handel enorm zurückgegangen. In unseren Augen ist das ein bedenkliches Signal, denn nach wie vor wird die Weltbevölkerung überwiegend mit Grundnahrungsmitteln aus der bäuerlichen Landwirtschaft versorgt.


Bäuerlichen Landwirtschaft – sozial und ökologisch unverzichtbar
Durch kleinere Produktionseinheiten, manuelle Sortenvermehrung und einen bewussten Umgang mit knappen Ressourcen erhält  und mehrt die bäuerliche Landwirtschaft eine unglaubliche Biodiversität. Sie basiert auf Handarbeit und sichert Beschäftigung im ländlichen Raum. Die bäuerliche Landwirtschaft ist nach wie vor die Lebensgrundlage vieler Menschen und geht schonend um mit Natur und Umwelt. Auch aus ökologischen Gründen empfiehlt es sich, die bäuerliche Landwirtschaft speziell zu fördern. Sie steht der großflächigen Öko-Plantagen-Landwirtschaft in nichts nach, was die Qualität der Produkte betrifft. Und sie ist sozial um einiges nachhaltiger als diese.


Gemeinsam stärker
Alle Mitglieder von Cooperativas sin Fronteras unterstützen sich gegenseitig bei der Vermarktung der Agrarprodukte auf dem internationalen Markt. Wir lernen voneinander im Hinblick auf Erfahrungen auf internationaler und auf lokaler Ebene. Denn wir exportieren nur einen geringen Teil der Produktion ins Ausland. Die meisten unserer Agrarprodukte werden auf lokalen Wochenmärkten in Lateinamerika und immer mehr auch über lokale Supermärkte vertrieben. Um hohen Qualitätsansprüchen zu genügen und Marktmacht zu bilden, tauschen wir uns aus bei der Weiterverarbeitung von Produkten, z.B. bezüglich ressourcenschonender Verfahren bei der Trocknung von Kaffee, nachhaltiger Energiegewinnung, bezüglich neuer Verfahren der Kompostierung und bei der Verbesserung traditioneller Verfahren bei der Bekämpfung von Schädlingen mit biologischen Methoden. So können Sie sicher sein, ein hochwertiges und nachhaltiges Agrarprodukt zu beziehen.


Direktvertrieb und Wertschöpfungskette
Der Ansatz des Fairen Handels war immer, soviel der Wertschöpfung wie möglich im Ursprungsland zu belassen, solange das für die Produzent_innen lohnenswert ist. Wenn man die Wertschöpfungskette aber genauer betrachtet, ist es weder die Produktion noch die Weiterverarbeitung von Agrarprodukten, sondern der Handel, der meist die größten Margen abwirft. Marktkenntnis und Marktmacht sind also die Faktoren, die den größten Gewinn versprechen. Diese Analyse hat Cooperativas Sin Fronteras vor einigen Jahren dazu gebracht, nicht nur einen genauen Blick auf die Möglichkeiten zu werfen, Rohstoffe vor Ort zu veredeln oder weiterzuverarbeiten – was u.a. durch die technischen Möglichkeiten in den Herkunftsländern und/oder die hohen Importzölle der Industrieländer für verarbeitete Waren in vielen Fällen weder einfach ist noch besonders rentabel. Es wurde vielmehr beschlossen, den Schritt in die Direktvermarktung unserer Produkte in einem Land des Nordens in Betracht zu ziehen. Dies schließt natürlich den Aufbau geeigneter Strukturen ein. Wir haben die Organisationsform einer Kooperative/Genossenschaft gewählt. Die Kommunikationskanäle, die das zu erwerbende Know-How, die Marktkenntnisse und das Wissen über Vertriebsstrukturen wieder zurück nach Lateinamerika transportieren, müssen in den nächsten Jahren aufgebaut werden.

Wie Sie uns dabei unterstützen können? Zum Beispiel, indem Sie  unsere Waren zu köstlichem Kaffee oder zu leckerer Schokolade verarbeiten und uns an Ihre Kollegen und Kolleginnen empfehlen!